Kämpfe für den Erhalt der Lebensgrundlage und globaler Militarismus: Links & Strategien

Immer wenn die Zeit für eine Dreijahrestagung (jetzt Vierjahrestagung) der WRI kommt, suchen wir nach einem Thema, das alle Elemente unserer Vision vereint.

Ebenso wie Gandhi, der der antiken Idee des “Ahimsa” (Gewaltfreiheit) eine aktive Ausrichtung gab und es in eine auf “auf Aktionen basierende Ablehnung von Gewalt” verwandelte, so wird auch das “Nein” der WRI zu einer Beteiligung an Krieg oder dessen Vorbereitung zu einer Beteiligung und Unterstützung einer Reihe von gewaltfreien Aktionen in underschiedlichen Kontexten. Letztlich führt es zu unserem Vorhaben Bewegungen für gewaltfreie sozialen Wandel zu schaffen.

Das Thema der Dreijahrestagung in Ahmedabad 2010 stellt die gewaltfreien Kämpfe für den Erhalt der Existenzgrundlagen – das ist gewaltfreier Widerstand der Gemeinden gegen lokale Bedrohungen – den globalen Mächten, die diese Gefahren aufwerfen, speziell der globalen Front des Militarismus, gegenüber. Es gibt viele Unterschiede. Der Kampf einer Gemeinde um ihr eigenes Überleben und ihre Würde hat einen ganz anderen Charakter als eine Kampagne von Menschen, die sich freiwillig an der Demontage der Kriegsmaschinerie beteiligen.

Dennoch kann irgendwie die durch Gemeinschaft geschaffene Solidarität, – zwischen lokalen und globalen, zwischen der Gemeinschaft derer, die um ihre Existenzgrundlagen bangen und derer, die sich damit befassen die Machtstrukturen ihrer eigenen Gesellschaft zu hinterfragen – einen Gegenpol bilden, der die Stirn bietet, vielleicht standhält und eines Tages die Mächte der Zerstörung stoppen kann.

Die Geschichte der gewalfreien Aktionen – und gewiss auch des Widerstandes gegen Krieg – ist durch diese dynamische Dualität gekennzeichnet: auf der einen Seite die lokalen Gemeinschaften, die sich gegen die Zumutungen der Herrschenden auflehnen, und auf der Anderen etwas im wahrsten Sinne Globales, eine allgemeine Menschheit, die die Grenzen überschreitet und die Strukturen der Hierarchie durchbricht.

Das Konferenzprogramm

Die Eröffnungssitzung in Ahmedabad wird von einer/m der hervorragendensten indischen KritikerInnen der Politik der kapitalistischer Globalisierung eröffnet, wahrscheinlich ist es Arundhati Roy.
Drei andere Plenarsitzungen werden die Probleme “Bergbau – eine Bedrohung für die Gemeinschaft, ein Beitrag zum Krieg”, mit einer/m RednerIn vom Kampf gegen die Vedanta Bauxit Miene in Orissa, Indien; “Kampf um Land”, mit einer/m paraguayischen RednerIn von Via Campesina, einem weltweiten Netzwerk, mit dem der WRI noch keinen direkten Kontakt hatte; und “Transnationale Bündnisse – ihre Rolle im Kampf für Gewaltfreiheit” mit Medha Patkar, bekannt geworden durch ihre Kampagne gegen die Narmada Staudämme. Die meiste Zeit der Konferenz wird dennoch in den Workshops, in denen die TeilnehmerInnen die Möglichkeit haben ihre eigenen Erfahrungen einzubringen und Fragen zu stellen, stattfinden. Wenn Du einen Workshop arrangieren möchtest, ist es niemals zu spät dafür.

Diese Dreijahrestagung wird die dritte sein, die in Indien stattfindet. Das Treffen wird in der Stadt Ahmedabad am Gujrat Vidyapith, einer Univerität, die von Gandhi selbst gegründet wurde und deren ruhmreichster Erfolg wahrscheinlich die dreimalige Schließung während der Kampagnen zivilen Ungehorsams während Indiens Unabhängigkeitskampfes war, abgehalten. Unsere beiden anderen gastgebenden Organisationen sind aus unterschiedlichen Ärae der gewaltfreien Bewegung hervorgegangen – das Gujarat Sarvodaya Mandal, gegründet in den 1950er Jahren um die Bhoodan (Landschenkungs) Kampagne, die von Gandhis “geistigem Erbe” Vinoba Bhave geführt wurde, zu koordinieren, und das Sampoorna Kranti Vidyalala (Institut für die totale Revolution), gegründet von Narayan Desai in den 1970ern um die gewaltfreie Bewegung gegen den von Indira Gandhi ausgerufenen Ausnahmezustand in eine Bewegung für eine totale Revolution zu verwandeln. Alle drei bleiben eng verknüpft mit verschieden Formen der gewaltfreien Bewegung. Sie werden unsere offiziellen Gastgeber sein. Inoffiziell wären wir überhaupt nicht nach Indien gegangen, wären da nicht die drei basisdemokratischen UnruhestifterInnen, die in Dörfern in Gujrat leben – Swati Desai, Michael Mazgaonkar und Anand Mazgaonkar. Zusätzlich zur Konferenz wird es Exkursionen zu den gewaltfreien Projekten in der Umgebung von Ahmedabad geben, Schauplatz von tödlichen kommunalen Aufständen in der Vergangenheit, und die Möglichkeit weiter entfernte Studienreisen zu organisieren.

Mehr als eine Konferenz

Eine WRI Dreijahrestagung ist mehr als eine Konferenz. Es ist selbstverständlich ein Teil der andauernden Arbeit von WRI. Die Ideen, die wir dort besprechen, sollen in die Zusammenarbeit und die Aktionen einwirken; die Leute, die wir treffen werden vielleicht MitarbeiterInnen, und so wächst unser Netzwerk in Effektivität und Größe. Die Dreijahrestagung bleibt von zentraler Bedeutung in unserem Bestreben eine transnationale Gemeinschaft von Widerstandleistenden, die sich gegenseitig unterstützen und die Botschaft aller Teile des Netzwerks in der Welt verbreiten, zu schaffen. Das ist der Grund warum AktivistInnen von Australien im Süden, bis nach Finnland im Norden, Mittel aufbringen um die Teilnahme von Menschen, mit denen sie in anderen Ländern zusammenarbeiten, zu unterstützen, und warum Patrick Sheehan-Gaumer in New England, USA einen gesponsorten Marathon läuft um Geld für sich und jemand anderen für die Teilnahme aufzutreiben.

Was auch immer auf der Agenda steht, wir bemühen uns das Beste mit der Zeit anzufangen, wenn so viele von uns aus so vielen Ländern zusammensein werden. Oft bemerken die Menschen, dass der beste Teil der Konferenz außerhalb der Sitzung stattgefunden hat. In der Essensschlange, am Abend, etc. Das mag auch auf WRI-Konferenzen zutreffen, aber in Ahmedabad werden wir unser bestes geben die Sitzungen selbst so interaktiv wie möglich zu gestalten – beispielsweise schlagen wir vor jeden Tag mit einem von einigen Leuten vorbereitetem Sketch über die täglichen Nachrichten zu beginnen (eine mit Agosto Boal's Theater der Unterdrückten verbundenen Technik).

Ich war 22 Jahre alt als ich 1972 zum ersten Mal eine Dreijahrestagung besuchte und es hat einen großen Eindruck auf mich gemacht. Nicht wegen der Qualität der Debatten – um ganz offen zu sein, es war eher lückenhaft. Auch nicht obwohl ich sogar die Möglichkeit hatte mit einigen legendären AktivistInnen, über die ich gelesen habe, und mit einigen kürzlich entlassenen Gefangenen abzuhängen. Erstens war ich von dem Gefühl der “Begegnung” beeindruckt - davon, die Person hinter einer nützlichen Kontaktadresse zu finden.
Zweitens war ich von der Stärke der Gefühle - wie viel wir uns alle um diese Arbeit aus einen gemeinsamen Anlass und darüberhinaus um jede/n Einzelne/n kümmern, für die Menschen, die trotz all unserer Schwierigkeiten immer weiter und weiter machen, beeindruckt. - Es gibt so viele Hartnäckige unter den War Resisters! Ich hoffe, dass jede/r, die/der an ihrer/seiner ersten Dreijahrestagung in Ahmedabad teilnimmt, diesselbe Art der Erfahrung macht.

Wenn ich so durch die Liste der bereits registrierten TeilnehmerInnen blicke, sehe ich etliche Namen von Menschen, die ich wirklich interessiert bin zu treffen. Für Einige geht es darum herauszufinden “Wie hast du das gemacht?” oder sogar “Wie war es für dich das zu tun?” und immer “Was ist als Nächstes passiert?” oder “Was sollen wir nun erwarten?”. Einige kommen von Orten, an denen die Nachrichtenquellen – einschließlich der Ressourcen der Bewgung – nicht befriedigend sind. Rafael Uzcategui aus Venezuela ist ein gutes Beispiel, dass jemand dem WRI, als einem anti-militaristischen Referenzpunkt, vertraut hat mitten unter der Propaganda für und gegen Chavez's “Bolivische Revolution”.

Für WRI als Organisation ist die Dreijahrestagung ein lebendiger Punkt der Erneuerung – es ist die Zeit , in der neue Mitglieder in den Rat kommen, vielleicht neue Projekte in Gang gesetzt werden, und in der wir alle von neuem auf die vorunsliegenden Herausforderungen blicken. Falls Du das hier gerade liest, bist Du herzlich willkommen teilzunehmen.

Howard Clark
Vorsitzender der WRI

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