"Stoppt Kriegsprofiteure. Krieg ist ein Verbrechen gegen die Menschheit"

Im letzten Jahr hat War Resisters' International ein neues Programm zur Gewaltfreiheit erarbeitet. Ziel des Programms ist es, unser Verständnis von Gewaltfreiheit, gewaltfreien Strategien und Kämpfen zu vertiefen und zu verstärken. Außerdem soll es ein Werkzeug für gewaltfrei agierende Gruppen darstellen und ihnen Unterstützung bieten (siehe BR Nummer 65). Ein Teil dieser Arbeit besteht in der Schaffung von Ressourcen für die WRI-Kampagne gegen Kriegsprofiteure.

Während des Weltsozialforums in Mumbai im Januar 2004 rief Arundhati Roy die Bewegung auf, ?Widerstand gegen die Besetzung des Irak? zu leisten, und sich dabei auf zwei große Firmen zu konzentrieren, die von der Besetzung profitieren. WRI wird diesem Aufruf nachkommen und sich für das Bewusstsein einsetzen, dass Kriegsprofite eine Ursache für Krieg sind. WRI`s antimilitaristische Forderung zielt nicht nur darauf ab, Profitinteressen aus Krieg ?herauszuhalten?, sondern darauf, die Kriegstreiber anzuzeigen ? denn ?Krieg ist ein Verbrechen gegen die Menschheit?. Die gemeinsame Entscheidungsmacht dieser Unternehmen ist so gewaltig, dass es untertrieben wäre zu sagen, sie schlügen ?Profit aus Krieg? ? sondern sie führen Krieg des Profites wegen. So wird offensichtlich, dass das Abzielen auf Unternehmensgewinne eine Kriegsursache ist.

Der Entwicklungsprozess der Kampagne nahm 2004 beim Rat in Ohrid seinen Anfang. Dort begannen wir, nach möglichen Zielen und Strategien zu suchen. Beim Ratstreffen in Seoul 2005 diskutierten wir über eine angemessene Antwort auf Arundhati Roy´s Aufruf, sich auf zwei Hauptprofiteure zu fokussieren und regionale und lokale Kampagnen zu unterstützen.

WRI hat seine Kampagne auf zwei öffentlichen Foren präsentiert. Der Workshop ?Privatisierung des Militärs/ Kriegsprofiteure? während des Ohrid Seminars 2004 und der Workshop ?Gewaltfreie Kampagne gegen Kriegsprofiteure? beim Europäischen Sozialforum 2004 dienten beide als Bildungsveranstaltung und als Forum, um Ideen zu sammeln.

Die WRI-Kampagne gegen Kriegsprofiteure wird sowohl eine internationale Kampagne mit dem Fokus auf zwei Firmen, als auch ein Instrument für lokale Aktionen sein. Das Programm für Gewaltfreiheit kann die Koordination übernehmen und einen Austausch von Strategien leisten. Die Kampagne selbst wird jedoch keine einheitliche, von einem Zentralbüro ausgehende Aktion sein, sondern eine Sammlung lokaler Aktivitäten. Die Kampagne soll zwar in das WRI-Netzwerk eingebettet sein, wir wollen aber auch darüber hinaus mit Gruppen der ?Globalisierung von unten?- Bewegung und Gruppen aus der Bewegung gegen Waffenhandel zusammenarbeiten. Ein Teil des Koordinationsprozesses ist das Erschaffen von Slogans und eines Logos, das die lokalen Kampagnen übernehmen können. Bis jetzt haben wir zwei zentrale Parolen ausgegeben. Die wichtigste, ?Stoppt Kriegsprofiteure. Krieg ist ein Verbrechen gegen die Menschheit?, wird im Logo der Kampagne stehen. Eine weitere, ?Manche machen aus Krieg ein tödliches Geschäft?, kann benutzt werden, um die Firmen direkt zu benennen, z.B. ?Sodexho macht aus Krieg ein tödliches Geschäft?. Das kann auf Bannern, Flugblättern, Aufklebern etc. erscheinen.

Herausforderungen

Es ist eine schwere Aufgabe, aus der Vielzahl der Unternehmen, die von Krieg profitieren, zwei auszuwählen. Auf internationaler Ebene reicht unsere Kapazität jedoch nur aus, um uns auf zwei Firmen zu begrenzen. Die Geschäftetreiber mit dem Krieg haben viele Gesichter: Waffenhersteller, Söldner, Wiederaufbaufirmen, Banken, die Kredite an sie vergeben etc. Viele der Kriegsprofiteure im Irak sind US-amerikanische Unternehmen, und es besteht die Gefahr, Antiamerikanismus zu schüren, wenn wir gegen solche Unternehmen mobilisieren. Aber US-Firmen haben derzeit die Vormachtstellung und das müssen wir benennen. Wichtig ist, dass wir den Profit mit dem Krieg als universelles Problem betrachten, und auch mit einbeziehen, inwiefern europäische Firmen beteiligt sind. Diese Kampagne richtet sich gegen alle Kriegsverdiener, nicht nur gegen diejenigen, die im Irak mitmischen. Auf lokaler Ebene werden die Ortsgruppen selbst entscheiden, auf welche Kriegstreiber sich ihr Protest konzentrieren soll. Manche werden ihre Aktionen gegen die ausgewählten internationalen Konzerne richten, andere sich auf die beziehen, die in ihrer Region vertreten sind. Die Organisation auf lokaler Ebene kann schwierig sein, wenn diese Firmen Arbeitgeber vor Ort sind.

Unsere Kampagne soll auf keinen Fall dem Waffenhandelsnetzwerk mehr Arbeit beschaffen, sondern die Arbeit gegen das Verdienen am Krieg verstärken.

Eine kritische Herausforderung bei der Entwicklung einer Kampagne gegen Kriegsprofiteure ist das Festlegen erreichbarer Ziele. Versuchen wir wirklich, einen Konzern dicht zu machen, der von Krieg profitiert? Wenn wir es schaffen, ein solches Werk zu schließen, wird dann nicht ein anderes dessen Job übernehmen? Wenn wir ein Unternehmen ernsthaft treffen können, ist das dann nicht eine Botschaft an andere, vor allem solche, die ebenfalls im Blickfeld der Aktionen stehen? Wenn wir nach erreichbaren Zielen suchen, brauchen wir Strategien, um deren Einfluss zu bekämpfen.

Chancen

Welche Gegebenheiten und Chancen können wir uns bei der Arbeit an dieser Kampagne zu nutze machen? Die Stärke von WRI ist es, moralische Fragen zum Funken für Aktionen werden zu lassen . und sich an Krieg zu bereichern, ist eine solche Frage. WRI.s grundlegende Kritik . Krieg ist ein Verbrechen gegen die Menschheit . muss jetzt mehr denn je öffentlich geäußert werden. Angesichts der steigenden Zahl von Opfern im Irak und der Entlarvung der .Kriegsgründe. als Lügen, muss die Frage nach den Nutznießern des Krieges laut werden.

Der Wiederaufbau nach dem Krieg wird gebraucht, um das bewaffnete Eingreifen nachträglich zu legitimieren. Kriegsprofiteure sind Korporationen, die zerstören, .beschützen. und .wiederaufbauen.. Sie sind es auch, die um ihrer Gewinne wegen das Kriegstreiben fördern.

Firmen, die an der Kriegsführung verdienen, wollen nicht, dass dies an die Öffentlichkeit gerät. Sichtbarkeit ist einer ihrer Schwachpunkte. Sie versuchen ihre Verantwortung zu verschleiern, damit die Allgemeinheit nichts von ihren tödlichen Geschäften erfährt. Das Sichtbarmachen ihrer Beteiligung und ihres Versteckspiels macht sie verwundbar.

Strategien unserer Kampagne

  • Entwicklung von Materialien über Kriegsprofiteure. Sammeln und Zusammenstellen von Informationen und Strategien. Die Erarbeitung eines eigenen WRI-Handbuchs zu Gewaltfreiheit und unseres eigenen Wiki könnten Instrumente für die Kampagne sein.
  • Veröffentlichung von beispielhaften Aktionen gegen Kriegsprofiteure und andere Kriegstreiber, um unsere Kampagnenarbeit zu inspirieren.
  • Verbreitung von Informationen, wie ihr eigene Nachforschungen über Kriegsprofiteure anstellen könnt.
  • Trainingsangebote zu gewaltfreier direkter Aktion, Straßenaktionen und Trainings zur Entwicklung strategischer Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Gewaltfreiheit.
  • Austausch von Strategien der einzelnen lokalen Gruppen und Koordination bei Bedarf.
  • Verfassen eines .Ehrenkodexes., mit dessen Unterzeichnung Unternehmen erklären, dass sie kein Geschäft mit dem Krieg machen (ähnlich wie die AntiSweatshop-Erklärung).
  • Der "Kampagne gegen Kriegsprofiteure" eine besondere Stellung bei der dreijährlichen WRIKonferenz 2006 in Deutschland einräumen. Dafür soll es eine Themengruppe geben, die die Kampagne in einen internationalen Blickwinkel rückt.

Joanne Sheehan, Vorsitzende der WRI

Javier Gárate, WRI-Mitarbeiter

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