Ein europaweites antimilitaristisches Netzwerk

Es gibt über die Jahre hinweg viele Erfahrungen mit regionalen antimilitaristischen Aktionen, weshalb diese jüngste Bemühung nichts Neues ist; allerdings ist sie wichtig, um die antimilitaristische Bewegung in Europa lebendig zu halten, ihr neue Energie zuzuführen und sie auf neue Länder und Bewegungen auszudehnen.

Der Prozess regionaler Zusammenarbeit war stets ein Ziel von AntimilitaristInnen in Europa, doch diese konkreteren Pläne entstanden 2006 in Deutschland bei der WRI-Dreijahreskonferenz unter dem Titel „Globalising Nonviolence". Dort nahmen verschiedene Initiativen an einer Arbeitsgruppe zu gewaltfreien Interventionen durch BürgerInnen teil, die von Vredesactie (der belgischen WRI-Organisation) angeboten wurde. Nach der Konferenz veranstaltete Vredesactie ein Treffen in Brüssel, um den Prozess regionaler Zusammenarbeit fortzusetzen. Das war der Ort, an dem ein konkreterer Plan entwickelt wurde mit der Idee, die Aktionen der anderen zu unterstützen, eine gemeinsame Website zum Informationsaustausch über militärische Infrastruktur und Waffentransporte zu schaffen und Aktionsstrategien und -berichte untereinander auszutauschen. Mit der Homepage www.mcmilitary.org wurde ein Wiki geschaffen, an dessen Gestaltung verschiedene Gruppen mitwirken können. Die anwesenden Strukturen kamen aus Belgien, Großbritannien, Schweden, Spanien, den Niederlanden und Frankreich.

Beispiele für Kampagnen

Im Folgenden einige Beispiele für Kampagnen, die von dem Netzwerk durchgeführt wurden:

  • „Faslane 365": Diese von Trident Ploughshares und anderen schottischen Initiativen organisierte Aktion hatte das Ziel, den Militärstützpunkt in Faslane, wo die britischen Trident-U-Boote stationiert sind, über ein Jahr hinweg jeden Tag zu blockieren. Während dieses Aktionsjahres schaffte es die Kampagne, AktivistInnen aus ganz Großbritannien und auch aus vielen anderen europäischen Ländern zu eigenen Blockaden dorthin zu mobilisieren. Jede Gruppe hatte ihre eigene Vorgehensweise und zeigte damit die Vielfalt der Bewegung.
  • „Bombspotting": Diese belgische Kampagne begann als lokale Bewegung massenhafter gewaltfreier Aktionen gegen Atomwaffen. Im März 2008 organisierte die Kampagne „NATO Game Over", eine gewaltfreie Aktion vor dem NATO-Hauptquartier mit etwa 1000 TeilnehmerInnen, von denen 300 aus verschiedenen Ländern kamen. Es gab 500 Festnahmen, und 50 AktivistInnen gelang es, den Zaun des Hauptquartiers zu übersteigen. Diese Aktion war eine wichtige Gelegenheit für das Netzwerk, in Form einer Aktion zusammenzukommen.
  • „Reclaim the base": Seit einigen Jahren folgen die Gruppen im Umfeld der Alternativa Antimilitarista MOC im spanischen Staat mit ihren Aktionen der WRI-Initiative, die Stützpunkte „zurückzufordern". Jeden Mai führen sie unter dem Motto „Mayo Caliente" („Heißer Mai") gewaltfreie direkte Aktionen an Militärbasen im ganzen Land durch, wobei sie ein besonderes Augenmerk auf diejenigen Standorte richten, die Teil der NATO-Struktur sind.
  • „Disarm": Die schwedische antimilitaristische Gruppe ofog organisiert im Sommer ein Abrüstungscamp, bei dem gewaltfreie Aktionen gegen schwedische Rüstungsfirmen durchgeführt werden.

Aufruf zu einem dezentralen Aktionstag

Als Ergebnis der Aktion „NATO Game Over" gab es den Vorschlag, einen gemeinsamen dezentralen Aktionstag zu organisieren, bei dem die Rolle Europas bei Militärinterventionen im Mittelpunkt steht. Der Termin ist der 14. bis 15. November 2008. Jeden Gruppe sollte sich ein eigenes Ziel für ihre Aktion auswählen, z. B. einen Militärstützpunkt, die Anlagen einer Rüstungsfirma, Verteidigungseinrichtungen usw. Dabei legt jede Gruppe den Charakter ihrer Aktion selbst fest unter der einzigen Maßgabe, dass sie gewaltfrei ist. Allerdings ermutigen wir die Beteiligten zu Aktionen, die den normalen Ablauf der militärbezogenen Vorgänge direkt unterbrechen.

Auf der Homepage http://europeanpeaceaction.org/ wird den Initiativen die Möglichkeit gegeben, die geplanten Aktionen vorzustellen und danach selbst davon zu berichten. Dort findet ihr außerdem den Aufruf für den Aktionstag. Zudem gibt es eine Mailingliste für Diskussionen und Informationsaustausch zu den Aktionen - wenn ihr Mitglied werden wollt, schreibt einfach an das WRI-Büro unter info@wri-irg.org.

Wenn wir den Militarismus beenden wollen, müssen wir auf lokaler und auf globaler Ebene arbeiten. Deshalb nehmt teil am europäischen Aktionstag gegen die militärische Infrastruktur!

Für weitere Informationen wendet euch an das WRI-Büro.

Javier Garate

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