Themengruppen

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Aktionen zu Zivilem Ungehorsam und Umwelt

unterstützt duch Stephen Hancock und Melanie Jarman

Die Ziele der Gruppe waren, die Umweltbelange der Antimilitaristen darzulegen, die Verbindungen zwischen Militarismus und Umweltzerstörung zu erkunden, die angewendeten Methoden zu vergleichen und voneinander - als Antimilitaristen und Umweltschützer - zu lernen.

An Tag 1 wurden die Verbindungen zwischen Umweltzerstörung und Militarismus untersucht und entsprechende Fragen für unsere Diskussionen bestimmt.

Für Tag 2 gab es zwei Fallstudien: Ein Video und eine Präsentation zur Kampagne gegen Nukleartransporte in Deutschland und eine Präsentation zu Genetix Snowball, einer UK-Kampagne gegen Gentechnologie.

Zu Tag 3 (Tag der Geschlechter) wurden zwei Fragen gestellt: In welchem Ausmaß sind geschlechtsspezifische Themen Teil Eurer Bewegung/Gruppe und hilft die Art, auf der Ihr sie angeht, diese zu behandeln oder verstärken sie sie eher noch? In wieweit haben diese Themen mit Militarismus und Umweltzerstörung zu tun? (Diese beiden Fragen wurden gleichzeitig in einer Männergruppe und einer Frauengruppe diskutiert.)

An Tag 4 wurde über spontane Fragen diskutiert, wie den folgenden: "Das Patriarchat, eine Grundlage für Militarismus und Umweltzerstörung"; "Wir haben keine Zeit, uns in unseren Bewegungen des Sexismus anzunehmen, angesichts des bevorstehenden Zusammenbruchs unseres ökologischen Systems."; Ein Kompromiß zwischen Arbeitsplätzen und einem gesunden ökologischen System ist unbedingt erforderlich"; Unser Wirtschaftssystem ist eine Form des Krieges"; Multinationale Organisationen können nicht reformiert werden"; und "Ziviler Ungehorsam sollte immer das letzte Mittel sein". Eine Fallstudie zeigte die Kampagne gegen den Bau eines Zellstoffwerks in Chile.

Am 5. und letzten Tag wurden die Unterschiede in den gewaltfreien Strategien Westeuropas und Chiles angesehen, Punkte für zukünftige Aktionen zum Zivilen Ungehorsam erörtert, gegenseitige mögliche Unterstützung in den verschiedenen Ländern und die Einbindung ökologischer Belange in die Arbeit der WRI untersucht. Die Mitglieder der Gruppe übernahmen persönliche Verpflichtungen. Zusätzlich wurden die Empfehlungen der Gruppe teilweise in den WRI-Strategieplan aufgenommen.

Die folgenden Bewertungskommentare wurden u.a. abgegeben:

  • Positiv: Unterschiedlichkeit der TeilnehmerInnnen; Gruppengröße; die Gruppe war wegweisend für die Zukunft; Niveau der Interaktion; die Vielzahl der Ergenisse; das Vorhandensein der Gruppe; die Möglichkeit des Zusammenseins und das Kennenlernen der Arbeit der Anderen hinsichtlich der Ökolgie; das Kennenlernen von Fallstudien; gute Gruppendynamik.
  • Negativ: zu wenig Tiefgang; Gruppengröße; kaum Diskussionen über Strategien; wenig Information im voraus verfügbar.
  • Wäre besser gewesen: Diskussions-/Hintergrundinformationen im voraus; Verteilung der Informationen untereinander; Kenntnis der Fallstudien im voraus, damit man sie hätte besser vergleichen können; früherer Beginn der Vorbereitungen; positivere Unterstützung.
Bericht verfaßt von Melanie Jarman. Eine ausführlichere Fassung kann auf der WRI-Webseite eingesehen werden.

Graßwurzelgruppen und Friedensprozesse

unterstützt durch Rafa Sainz de Rozas, Sni, und Rob Fairmichael

Wir versuchten, jeden Morgen ähnlich zu gestalten und das Eis zu brechen, indem wir ein paar kreativere Sachen unternahmen oder ein Spiel spielten oder eine Pause machten oder Musik hörten. Jeden Tag sahen wir uns besondere Aspekte des Themas an und einen besonderen geographischen Konflikt. Zu letzterem konnten wir über Euskadi (Baskenland), Kroatien, Bosnian-Herzegowina, Kosovo, Tschad und Nordirland sprechen. Manchmal nur allgemein, manchmal mehr auf unser Thema ausgerichtet. Die TeilnehmerInnen an der Themengruppe waren hauptsächlich Europäer.

Unter den allgemeineren Aspekten des Themas, die wir zu untersuchen versuchten, waren der Stand der Friedensprozesse (eine Liste der Stadien wurde speziell für diese Gruppe entwickelt und als Barometer/Spektrum verwendet), die Geschlechterfrage, die Möglichkeit der Einflußnahme auf politische Prozesse, die Roller der Nichtregierungsorganisationen, Wirtschaft, usw.

'Neutralität' oder Unparteilichkeit war ein sehr wichtiges Themen. Niemand verwendete den Begriff "neutral" und "Unparteilichkeit" paßte nicht in allen Fällen oder war nicht angemessen für die Arbeit einiger Leute. Man war der Meinung, daß Wirtschaft ein von Friedensaktivisten ignoriertes Gebiet sei, aber fruchtbarer untersucht weden könnte. Ein weiterer wichtiger Punkt war die Stärkung von Graßwurzelgruppen der Einwohner in Krisengebieten anstatt der Haltung "wir" mußten schnell eingreifen.

Hinsichtlich der Geschlechterthemen informierten wir uns gegenseitig über die unterschiedlichen Situationen der Frauen hinsichtlich Macht und Graswurzelgruppen in den unterschiedlichen Situationen.

Selbst zehn oder elf Stunden reichen nicht aus, ein so umfangreiches Thema zu behandeln, und viele Fragen blieben offen. Zusammenfassende Fragen und Kommentare waren u.a.:

  • Unsere Position zu der militärischen Intervention im Kosovo. Während die Leute das Eingreifen der NATO nicht wollten, stellten wir doch fest, daß es zu diesem Zeitpunkt nur wenig Möglichkeiten für "uns" gab.
  • Gewaltfreies Eingreifen im Laufe gewaltfreier Aktionen
  • Miteinbeziehen von Friedensgruppen in Regierungsagenda. Da dachte man besonders an Nordirland.
  • Friedensarbeit mit beiden Seiten (auch mit dem Unterdrücker). Die Notwendigkeit der Arbeit mit dem "Unterdrücker" wurde sehr deutlich zum Ausdruck gebracht. Denn es gibt auch auf der Seite des "Unterdrückers" "Unterdrückte", und es wäre vielleicht besser, über die "Unterdrückereliten" zu sprechen.
  • Einbindung von "müden" Aktivisten in anderen Konflikten. Teilen derer Erfahrungen und Ressourcen.
  • Strategische Planung zur Konfliktvermeidung, um wirksam Kriege zu verhindern. Das bedeutet, einzugreifen solange das noch eine Wirkung hat und nicht zu spät.
  • Welche Kanäle und Brücken gibt es für Friedensgruppen und der Mainstream-Gesellschaft? Schulen, Kirchen, usw.
Bericht verfaßt von Rob Fairmichael

Identität und Konflikt

unterstützt durch Biljana Kasic und Maggie Helwig

Rückmeldung

Die Gruppe bestand aus ca. 35 Leuten, die aus den unterschiedlichsten Ländern kamen und die unterschiedlichsten theoretischen und praktischen Erfahrungen zum Thema Identität mitbrachten. Ein Großteil der Diskussion bliebn auf einem vorläufigen und sondierenden Niveau. Trotzdem fanden dies viele TeilnehmerInnen wertvoll, da sie das Thema vorher kaum untersucht hatten. Es ist klar, daß dieser Bereich für viele in der Friedensbewegung Neuland ist und weiter sondiert werden sollte.

Am ersten Tag wurden die Leute erst einmal in der Runde befragt, wie sie sich selbst identifizieren und welche ihrer Identifikationen wichtig für sie seien. Danach wurde in kleinen Gruppen die Frage diskutiert: "Wenn dich Leute betrachten, wie identifizieren sie Dich Deiner Meinung nach?" Am Schluss dieser Sitzung ließen wir die Leute ihre Gedanken und Gefühle aufschreiben hinsichtlich "Gruppenidentität" und "individueller Identität".

Der zweite Tag war auf nationale Identität und Konflikt ausgerichtet. Zu Beginn wurde immer in Paaren diskutiert. Die Leute fragten sich gegenseitig über Zeiten, in denen sie ihre nationale Identität betonen wollten oder sie als besonders wichtig für sich hielten.

Der Tag der Geschlechter begann mit einer Befragung in der Runde zu: "Als Du heute morgen aufgewacht bist, warst Du Dir da Deines Geschlechts bewußt?". Nach einem kurzen Rollenspiel und einer Diskussion wurden die TeilnehmerInnen gebeten, sich in kleine Gruppen aufzuteilen, und jede Gruppe sollte eine Konfliktsituation identifizieren, in der das Geschlecht eine Rolle spielte. Interessanterweise berichtete keine der Gruppen bei der Rückmeldung über spezifische Erfahrungen, sondern sie gaben alle ihre allgemeinen Überlegungen dazu und besonders was sie über die Diskussionen am Morgen des Tages dachten.

Der vierte Tag begann mit einer Fortsetzung der Diskussion vom Tag der Geschlechter, und zwar intensiver und konstruktiver als an dem Tag selbst. Wir stießen auch auf die interessante Frage, welche Art von "kollektiver Identität" diese Themengruppe bis dahin entwickelt hatte. Dann verbrachten wir viel Zeit mit Diskussionen in kleinen Gruppen - jeder Gruppe wurde eine bewußt provokative Erklärung über Identität zur Diskussion gestellt. Dann kamen die Rückmeldungen an die Gruppe.

Am vierten Tag wurden zuerst die Leute, die in den Diskussionen verhältnismäßig still waren, gebeten, Kommentare abzugeben, wenn sie das wollten. Dann wurde darüber in kleinen Gruppen diskutiert. Im Anschluß daran folgte ein Zusammenfassen der Vorschläge, wie WRI diese Diskussionen fortführen könnte. Der Tag endete mit einer kurzen Bewertung.

Bewertungskommentare

Wir hatten viele positive Rückmeldungen über die Gruppe. Ich denke, die Leute fanden sie sehr angenehm. Für die meisten schien sie interessant und wertvoll gewesen zu sein. Es steht außer Frage, daß die Themengruppe eine eigene "Gruppenidentität" entwickelt hat. Die Leute benutzten die vorgebrachten Ideen als Rahmen, um andere Diskussionen, an denen sie teilgenommen hatten, zu reflektieren.

Allerdings glaube ich nicht, daß wir in der Diskussion der Dynamik einer Identität sehr weit gekommen sind. Wie einige feststellten, "haben wir so viel Zeit damit verbracht, Identität zu interpretieren, daß wir keine Zeit mehr hatten, ihren Bezug zu Konflikten zu diskutieren." Die beachtlichen Unterschiede zwischen den TeilnehmerInnnen und die relative Neuartigkeit des Themas für viele davon waren wahrscheinlich die Hauptgründe, daß wir nicht tiefer vordringen konnten.

Themen zu "Privilegien" erwiesen sich als besonders heikel. Das Geschlecht war wahrscheinlich das explosivste Einzelthema - aber nationale/ethnische Identität konnte auch nur schwer mit etwas Tiefgang diskutiert werden. Themen wie religiöse und Klassen-Identität wurden kaum aufgegriffen. Vielleicht hätten uns Diskussionen in ganz kleinen Gruppen weitergebracht.

Das Geschäftstreffen der Dreijahreskonferenz war sich allgemein einig, daß dies ein Bereich ist, den WRI weiter sondieren sollte und an den man denken sollte bei der Aufstellung der Agenda für zukünftige Treffen. Aber es wurde kein spezieller Plan dazu erarbeitet.

Bericht verfaßt von Maggie Helwig.Eine ausführlichere Fassung kann auf der WRI-Webseite eingesehen werden.

Gewaltfreiheit und soziale Stärkung (social empowerment) [1]

Moderation: Howard Clark und Vesna Terselic

Bericht

Dieses war die größte thematische Gruppe, anfangs mit vielleicht 60 Leuten. Es war auch die bunteste Gruppe, mit einer bedeutenden Untergruppe aus Bosnien und Kroatien und drei Chilenen. Die erste Sitzung fing spät an, da alle thematischen Gruppen sich bilden und ihre Räume finden mußten und die Übersetzung organisiert werden mußte.

Die Eröffnungssitzung war einfach: eine Runde mit den Namen, den Organisationen, Ländern; ein Namenspiel (man warf ein Kissen und rief den Namen des Empfängers); Treffen von Sprachgruppen über die Frage, warum die Leute die Gruppe gewählt hatten und was sie hofften/ erwarteten; Ankündigung einer Übung für morgen: "Ein Augenblick, als ich meine/ unsere Stärke fühlte."

Der zweite Tag begann mit der Skizzierung des ungefähren Fortschrittes, den wir während der Woche machen wollten, in einer Bewegung von Klein zu Groß, vom Persönlichen zum Sozialen. Dann: zuerst in Vierergruppen eine Runde, in der jeder den anderen eine Geschichte erzählte: "Ein Augenblick, als ich meine/ unsere Stärke fühlte"; zweitens eine Runde mit der Frage: "Woraus bestand dieses Gefühl von Stärke?" _ "Welche Faktoren ermöglichten es?" _ und "War es wirklich oder Illusion?" Ein Brainstorming und eine Diskussion folgten.

Am "Tag der Geschlechterrollen" - dem 3. Tag - untersuchten wir die Kulturen von Gehorsam, Solidarität und Widerstand. In unserer Einleitung war hervorgehoben, daß ähnliche Übungen unter dem Aspekt von Rasse oder Klasse durchgeführt werden konnten.

Der 4. Tag untersuchte die Eigenheiten sozialer Stärkung. Schlußfolgerungen und Auswertungen wurden am 5. Tag gemacht. Schriftliche Äußerungen umfaßten Listen von Faktoren, die ein Gefühl für Stärke geben und Faktoren, die entmotivieren/ den Sinn für Stärke vermindern; eine Liste von Merkmalen sozialer Stärkung, und eine Liste für die zukünftige Arbeit der WRI an sozialer Stärkung.

Kommentare zur Auswertung

Das ist ein riesiges Gebiet, und es war eine riesige Gruppe, die versuchte, es mit Methoden der Teilhabe und des "Herauslockens" in Angriff zu nehmen. Wir begrüßten die reiche Verschiedenartigkeit der Erfahrung innerhalb der Gruppe. Allerdings: die Schwierigkeiten der Überbrückung der Zusammenhänge der lateinamerikanischen und westlichen Friedensbewegung waren viel geringer als die einer guten Verbindung mit dem bosnisch-kroatischen Zusammenhang.

Die meisten Teilnehmer äußerten ihre Zufriedenheit mit der Arbeit am 2. Tag. Was wir allerdings zusammenstellten, waren Listen, auf denen einige Punkte standen, die tiefer erfaßt werden sollten. Vor allem ist eine Liste keine strukturierte Analyse, zeigt nicht die Muster oder schlägt nicht die Werkzeuge für die Analyse bestimmter Fälle vor.

Das Thema "Kultur des Gehorsams" am 3. Tag wurde ebenfalls weithin geschätzt, auch wenn eine Frau mir sagte, es sei eine weitere "Austauschrunde" gewesen, ohne irgendetwas zu vertiefen oder Schwierigkeiten anzusprechen. Während des Berichts gab es einige Sprannungen zwischen Männern und Frauen. Die verschiedenen Methoden, die von den Gruppen benutzt wurden, bedeuteten, daß die Frauen eine ausführlichere Liste von Punkten hatten, die mehr persönliche Erfahrung umfaßte, während die Männer eine kürzere und pointiertere Liste erstellten, nachdem sie die persönlichsten Elemente zu zweit oder zu dritt diskutiert hatten. Das verschärfte den Unterschied, der von einer Frau so gesehen wurde, daß "Frauen einen Druck fühlen, sich anzupassen, Männer dagegen, etwas zu leisten."

Die Männergruppe hatte eine interessante Abschweifung zum Thema, ob die Anpassung an ein männliches Rollenmodell als "entmachtetes Verhalten" gesehen weren sollte, da es in mancher Hinsicht "übermächtig" ist und Frauen Macht wegnimmt.

Die Teilnehmer waren zufrieden mit unserer Methode des "Hervorlockens" zu Beginn, aber ich denke, sie hätten, um über ihre existierenden Grenzen hinauszugehen, sich auf einige bestimmte Fälle konzentrieren und man hätte ihnen einige spezifische Rahmen für die Analyse anbieten sollen. Das bedeutet mehr theoretische Vorgaben, entweder solche, die von den Veranstaltern kommen und in einigen der Übungen enthalten sind oder von einer Person aus der Gruppe. (Selbst wenn man die Teilnehmer veranlaßt, ein besonderes Gitter von Fragen um Macht herum auszufüllen, impliziert das Theorie.)

Einige der Reden in der Vollversammlung zu Beginn eines jeden Tages hätten zu unserer Diskussion beitragen können, besonders die von Yeni aus Indonesien, die beschrieb, wie sie dort ihre Bewegung aufgebaut haben. Vielleicht wäre es gut für jede Themengruppe, mit einer kurzen Runde anzufangen und den Leuten die Gelegenheit zu bieten (aber sie nicht zu verpflichten), über Dinge zu berichten, die sie anderswo in der Konferenz gehört haben, die zu unserer Diskussion beitrugen.

Bericht von Howard Clark. Eine längere Fassung ist erhältlich auf der WRI-Webseite.

Friedensaktion und die Modernisierung des Militärs

Moderation: Rafael Ajangiz und Orlando Castillo

Wir sind heute Zeuge einiger struktureller Änderungen in den Streitkräften aller Staaten - sichtbarer im Norden als im Süden - die ernster zu sein scheinen als nur eine weitere Reform.

Souveränität von Territorien ist nicht mehr die Hauptsorge unserer Gesetzgeber und der Militärs. Die Hauptsorge heute ist es, wie man nationale - oder regionale - Interessen durchsetzt in dem scharfen Wetbewerb, der aus der Globalisierung auf allen Ebenen erwächst. Das bedeutet Intervention im Ausland, wenn immer und wo immer sie benötigt wird, politische, wirtschaftliche und, warum nicht, militärische Intervention - sowohl kriegschaffende wie friedensschaffende militärische Intervention.

Aber Globalisierung bedeutet auch Druck von unten, von einer Zivilgesellschaft, die ihre Meinung über Gegenstände hat wie die Umwelt oder die Situation von Kriegen und Menschenrechten überall; das hat bereits einige Staatsregierungen gezwungen, sich an einigen Interventionen zu beteiligen, die ihre Doktrin des Nationalinteresses nicht berühren.

Unsere Gesellschaften vertreten eine gewisse Anzahl von Werten, die von ihrer Natur her mit denen der Militärs unvereinbar sind: Nichtdiskriminierung aufgrund von Geschlecht, sexueller Orientierung, Religion, Abstammung, Rasse usw.; Umweltschutz; Respekt vor den Menschenrechten, sowohl vor denen von Gruppen wie von Individuen; soziale Gerechtigkeit; Waffenhandel usw. Diese Werte scheinen sich in jeder neuen Generation weiter zu verbreitern, daher ist es vernünftig zu denken, daß sich in der Zukunft bessere Gelegenheiten für Friedensaktionen eröffnen werden.

Die Streitkräfte selbst versuchen, sich diesen neuen Werten anzupassen. Beschäftigung mit Geschlecht, sexueller Orientierung und Umwelt gibt es bereits heute in einigen Streitkräften - wenn auch nur, um sich auf sie zu beziehen, wenn mehr Rekruten gebraucht werden. Diese Anpassung ist zweiseitig. Zum Beispiel können die Soldaten in einigen Staaten ihre Sorgen einem Ombusmann berichten: Das führte zu weniger Willkür und in der Folge zu größerer Legitimation des Militärs. Gleichzeitig können die Streitkräfte zivile Werte nicht vollständig abbilden, weil sie dann aufhören würden, Streitkräfte zu sein. Eine gewisse Spannung wird immer zwischen den traditionellen militärischen Werten und den neu entstehenden zivilen Werten bestehen. Diese Spannung oder Konfrontation ist unser Mobilisierungspotential.

Frauen werden heute in vielen Streitkräften zugelassen, einschließlich in Spezial- und Kampfprogrammen, aber das Zulassungskrierium ist, daß sie sich genau wie Männer verhalten, daß sie genau dieselben Dinge tun und dieselben Erfordernisse erfüllen. Wir sind glücklich zu beobachten, daß diese Art von Integration den Militärinstitutionen einige Probleme bereitet, aber das ist klarerweise nicht die Art, mit Fragen der Geschlechter umzugehen. Unsere Sorge ist es nicht, daß das Militär eine Politik der gleichen Möglichkeiten hat oder daß das Recht eines Individuums zu einer bestimmten Karriere erhalten wird. Wir versuchen eher, zu einer nicht-patriarchalen Gesellschaft hin zu bewegen, in der, sehr offenkundig, Armeen keinen Platz haben.

Ein anderer Punkt, den wir untersucht haben, ist der Konflikt zwischen den sozialen und den militärischen Sphären über öffentliche Ausgaben. Das Militär hat normalerweise versucht, diesen Konflikit zu lösen, indem es seine Rolle neu erfand, zum Beispiel durch Betonung seiner Rolle bei Naturkatastrophen oder durch die Darstellung von "humanitärer Intervention" als kosteneffektive Alternative zur Aufnahme von Kriegsflüchtlingen.

Hinweise für die Arbeit der WRI

Das letztliche Ziel der WRI ist die Abschaffung der Armee, aller Armeen. Das ist wirklich ein ehrgeiziges Ziel, aber wir können es langsam erreichen, wenn unsere Friedensaktion das Ziel hat, das Militär und seine Handlungen zu entlegitimieren.

Unter Entlegitimierung verstehen wir eine Verminderung der Zusammenarbeit und des Einverständnisses der Menschen. Das ist das Schlüsselkriterium, nach dem wir jede Strategie, die entwickelt worden ist, beurteilen sollten. Einige zu untersuchende Gebiete sind:

  1. Die Durchführung spezifischer Kampagnen, um die Idee der Abschaffung der Streitkräfte zu verbreiten, ebenso wie die umfassenden Strategien, die das ermöglichen, eingeschlossen regionale Kampagnen wie "Europa ohne Armeen" u. ä.
  2. Kampagnen gegen die Einsätze des Militärs in gegenwärtigen Konflikten:
    1. Kampagnen, die der Öffententlichkeit ein Verständnis für die Mißerfolge und Begrenzungen militärischen Eingreifens vermitteln sollen;
    2. Kampagnen für Asylgesetze in jedem Land;
    3. Eine Kampagne gegen die NATO und ihre Satellitenorganisationen;
    4. Eine Kampagne, um die "Schule der Americas" und ähnliche Traningszentren zu verbieten.
  3. Kampagnen zu Militärausgaben:
    1. Bewußtseinskampagnen über das wahre Ausmaß der MIlitärausgaben und ihre Verflechtung mit der Waffenindustrie und dem Waffenhandel;
    2. Eine extensive Steuerverweigerungskampagne in Zusammenarbeit mit Entwicklungs-NROs, um das breitere Bild zu vermitteln, daß Mittel dem Militär entzogen und sozialer Entwicklung zugeführt werden müssen;
    3. Eine Kampagne, um einseitige Abrüstung zu fördern, d. h. die Verbreiterung der Strategie der Kampagne gegen Antipersonen-Minen hin zu jeder Art von Bewaffnung: durch das Abhalten eines "Internationalen Tages ohne Pentagon" oder durch die Anklage unseres eigenen Landes vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag, weil es Kriegswaffen produziert, verkauft und genutzt hat, eine klare Verletzung der Menschenrechte;
    4. eine Kampagne gegen jede Produktion von und den Handel mit Militärwaffen.
  4. Kampagnen zum Widerstand gegen militärische Rekrutierung, erzwungen oder nicht:
    1. bei der Verbreitung und Erfahrung von zivilem Ungehorsam, sowohl als Strategie für Aktion wie als Wert, um die militaristischen Gegenwerte wie Patriotismus, Disziplin, Hierarchie und Einwilligung zu ersetzen;
    2. bei der Eröffnung von Antikriegsmuseen;
    3. bei der Verbreitung eines Versprechens, sich nicht in einem Krieg zu engagieren, das von Mitgliedern der Öffentlichkeit unterzeichnet werden soll, besonders in den Ländern, die in einen bewaffneten Konflikt verwickelt sind.
Bericht von Rafael Ajangiz. Eine längere Fassung ist erhältlich auf der WRI-Webseite.

Frauen überschreiten die Linie

zusammengerufen von Shelley Anderson und Ellen Elster

Ungefähr 18 Frauen nahmen an der thematischen Gruppe teil (aus Bosnien, Großbritannien, Tschetschenien, Chile, Kroatien, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Serbien, Spanien, der Ukraine und den USA).

Obwohl die traditionellen Rollen der Frauen (Sorge um die Verletzlichen, Aufbau von Beziehungen und Kommunikation) Gefahren mit sich bringen, war offensichtlich, daß die besonderen Fähigkeiten, die Frauen auf diesen Gebieten entwickelt haben, anerkannt werden und von der Friedensbewegung auf lange Sicht hin geschätzt, unterstützt und als Stütze genutzt sollten.

Am ersten Tag stellten wir uns vor, erzählten, wer wir sind, was wir tun und unsere Erwartungen. Wir fügten auch ein paar Worte über die Bedeutung unserer Namen bei. Dann durchliefen wir kurz die Geschichte der Frauen in der WRI, Helga begann mit einem Bericht über Sibyl Morrison und Myrtle Solomon. Dann erzählten Ellen, Shelley, Casha und Carmen jede ihre Geschichte aus der Frauenarbeitsgruppe der WRI. WIr beendeten diesen Tag mit der Diskussion einiger Punkte über das Spezifische von Frauen im Frieden, oder ob es irgendetwas Spezifisches gebe.

Am zweiten Tag berichtete Karoline aus Norwegen über ihre Erfahrungen aus der Filmproduktion, wie sie mit Frauen in Konfliktsituationen arbeitet und besonders mit Frauen, die während des 2. Weltkrieges in einem Konzentrationslager gelitten hatten. Wir sahen Stücke aus ihrem Film "The time of darkness" ("Die Zeit der Dunkelheit"), der später während der Woche als Ganzes gezeigt wurde.

Am dritten Tage berichtete Shelley, Niederlande/ USA, über ihr Projekt im Frauen-Friedensprogramm der IFOR, besonders über den Teil des Programms, der soziale Stärkung betrifft. Shelley stellte das volle Programm später in einer Arbeitsgruppe vor und zeigte ein Video von der ersten Konsultation in Europa. Nach ihrer Einführung folgte eine Diskussion über Strategien von Frauen in ihrer Arbeit, Stärken und Schwächen, sowohl bei Einzelpersonen wie Organisationen.

:Am 4. Tag hatten wir eine Runde, um den Tag der Geschlechterrollen zusammenzufassen. Dieser Bericht wird in den Bericht von der Arbeitgruppe der Frauen eingeschlossen werden, die später in dieser Woche stattfand. Sara berichtete über ihre Erfahrungen in der Organisation der Verschwundenen in Chile und wie Frauen bei dieser Arbeit eine besondere Rolle spielten.

Am 5. und am letzten Tag berichtete Irina aus der Ukraine über ihre Arbeit, bevor wir zusammenfaßten. Shelley und Ellen hatten einen Bericht von der Gruppe skizziert, der diskutiert wurde. Dann bewerteten wir die Arbeit der Woche mit einer Runde. Maia aus Tschetschenien kam ganz zum Schluß und gab uns eine kurze Einführung in die Situation in ihrem Land.

Von der Auswertung wurde betont, daß die Mischung aus Vorstellung und Diskussion in einer gefühlsgeladenen Atmosphäre Möglichkeiten gab, zuzuhören und voneinander zu lernen, und inspiriert und zur Fortsetzung unserer eigenen Arbeit befähigt nach Hause zu fahren. Die Vernetzung war wichtig, auch für die zukünftige Arbeit. Es wurde auch von Verschiedenen erwähnt, daß Freunde aus Belgrad und Kosovo/a in der Gruppe vermißt wurden.

Bericht von Ellen Elster.Die Gruppe schrieb auch eine gemeinsame Stellungnahme, die auf der WRI-Webseite oder durch das Büro erhältlich ist.

Wiederaufbau und Demokratisierung

Moderation: Jørgen Johansen und Vanja Nikolic

Diese Gruppe untersuchte die Kräfte sozialen Wiederaufbaus auf der Graswurzelebene, wo es oft notwendig ist, Institutionen (und Arbeitsweisen) aufzubauen, die vorher niemals existiert haben. Es war den Teilnehmern nur zu klar, daß internationale Übereinkommen -- nicht gerade auf dem Balkan, aber in anderen Konfliktgebieten der Gegenwart -- nur einen Deckel auf die Konflikte setzen. Die Gesprächspunkte waren u. a. Straflosigkeit, die Bekanntmachung der Verbrechen eines Regimes oder des Krieges, und das Auffinden einer gerechten Grundlage für zukünftigen Frieden.

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