StudentIn oder SoldatIn: Du übernimmst die Führung bei der Abwehr von Rekrutierungen

Kevin Ramirez und Steve Morse

2005 war ein entscheidendes Jahr für RekrutierungsgegnerInnen, da die Armee, die Nationalgarde, die Reservearmee, die Marine-Reserve und die Lufwaffen-Nationalgarde sämtlich ihre Rekrutierungsziele um Tausende verfehlten und in der Tat das schlechteste Rekrutierungsjahr seit 1979 erlebten!

Im letzten Jahr gab es auch eine Explosion des Interesses an und der Mitgliedschaft in der Bewegung zur Beendigung des Krieges im Irak, besonders unter denen, die am meisten befürchten mussten, für diesen Krieg eingezogen zu werden: die amerikanische Jugend zwischen 18 und 22. Trotz des Sperrfeuers von kriegsverherrlichenden Videospielen, Mode, Musik und Popkultur für die Jugend können junge Erwachsene nicht die täglichen Nachrichten ignorieren, dass ihre AltersgenossInnen im Krieg sterben. Das zwingt sie, sich selbst in die Lage ihrer AltersgenossInnen zu versetzen und sich zu fragen: "Würde ich mich jemals dazu einschreiben?" Die wachsende Antwort unter High school- und College-SchülerInnen scheint ein dröhnendes "NEIN" zu sein.

Die Stärke unserer Bewegung wurde im letzten Jahr in vielfältiger Weise auf die Probe gestellt. Eltern und andere Erwachsene wie VeteranInnen, LehrerInnen und AktivistInnen haben jahrelang daran gearbeitet, höhere Schulen zu entmilitarisieren; sie organisierten die "Opt Out Week" ("Militär-raus-Woche"), um Flugblätter zum "No Child Left Behind"-Gesetz zu verteilen (Das Gesetz "Kein Kind soll zurückbleiben", Bushs Ausbildungsgesetz, enthält einen Paragraphen, der die Schuldistrikte verpflichtet, den MilitärwerberInnen Kontaktinformationen zu SchülerInnen zur Verfügung zu stellen, außer die/der SchülerIn oder die Eltern sprechen sich schriftlich dagegen aus) und haben Druck auf Schulverwaltungen ausgeübt, Grundsätze zu beschließen, die militärische Werbung beschränken und für mehr "Wahrheit" bei der Rekrutierung plädieren. Eine Änderung der Grundsätze an High Schools in bezug auf MilitärwerberInnen gibt es in Staaten wie Maine, Maryland oder Ohio. In ähnlicher Weise hat der Kampf zur Entfernung von JROTC-Einheiten von den höheren Schulen mehr Interesse gewonnen, da der Krieg im Irak sich hinschleppt, da mehr ehemalige KadettInnen des JROTC in Leichensäcken aus dem Irak zurückkehren und mehr Menschen die direkte Verbindung zwischen dem JROTC und der Militärwerbung wahrnehmen.

Auf dem Gelände der Colleges unterscheiden sich die Anstrengungen gegen die Werbungen beträchtlich von dem Modell der High schools und zentrieren sich hauptsächlich um die Organisation von Aktionen und Protesten gegen den Besuch von WerberInnen an der Schule, ROTC-Werbung und -Training und um die Organisation von Opposition gegen die Diskriminierungspolitik des Militärs gegen Homosexuelle nach dem Motto: "Frag nicht, sag nichts".

Eine der heute größten und am schnellsten wachsende Anti-Rekrutierungsgruppen auf dem Gelände von Colleges ist das "Campus Antiwar Network" (CAN). Seine Mitglieder haben kürzlich mit anderen zusammen eine sehr erfolgreiche regionale Anti-Rekrutierungskonferenz in der Zone der San Fancisco-Bucht organisiert und haben ins Ausland Beziehungen zur Internationalen Friedenskonferenz aufgebaut, die in London in England stattfand.

CAN ist überall im Lande weithin verantwortlich für die Organisation von Anti-Kriegs- und Anti-Werbungskonferenzen und -veranstaltungen: sie bauen Ortsgruppen in Colleges und demonstrieren mit Menschenketten und Protesten gegen MilitärwerberInnen an ihren Schulen. WerberInnen wurden gezwungen, Schulen bald wieder zu verlassen, Besuche mussten abgesagt werden, Sitzblockaden wurden organisiert mit dem Endziel, die Schule vollständig zuzumachen. Das wurde ein Spannungsthema in der Collegeverwaltung, da weithin sichtbare und gelegentlich konfrontative Proteste stattfanden und der Konflikt zwischen studentischen WerbungsgegnerInnen, MilitärwerberInnen und der Campuspolizei immer wieder negative Schlagzeilen der Medien auf die Schule zieht. Diese Arten von Anti-Werbungsaktionen werden in wachsendem Maß von den Militärs und Ausbildungsinstitutionen als potentielle "Bedrohungen" angesehen, und die SchülerInnen werden im Endergebnis ihrerseits bedroht. Glücklicherweise ist CAN ebenso erfolgreich bei der Organisation von Protesten wie wirksam bei der Organisation von Unterstützungskampagnen für SchülerInnen, die von Disziplinierungsmaßnahmen von Seiten der Schule betroffen sind.

Eine ähnliche Anstrengung in High schools ist die Gruppe "Youth Against War and Racism" (YAWR) mit verschiedenen Ortsgruppen in den Staaten Washington, Minnesota und Massachussetts. Der YAWAR rief vor kurzem zu einer SchülerInnendemonstration am 2. November auf, an deren Höhepunkt Tausende von High school- und College-StudentInnen ihre Klassen verließen, um am nächst gelegenen militärischen Rekrutierungszentrum gegen den Krieg im Irak zu protestieren. Zahllose Geschichten in den Medien beschreiben in allen Einzelheiten, wie SchülerInnen an ihren Schulen Proteste gegen Militärwerbung für einen überflüssigen Krieg anführen. Im März und April gab es darüber hinaus große Zahlen von SchülerInnen, die in den ganzen USA die Schulen verließen, um sich riesigen Demonstrationen gegen repressive Gesetzgebung zu ImmigrantInnen ohne Papiere anzuschließen.

Leider haben einige dieser Aktionen zu strengen Repressionen und polizeilichen Überreaktionen auf dem Schulgelände geführt: einige WerbungsgegnerInnen unter den StudentInnen kamen an Orten wie dem Holyoke Community College (Massachusetts), der Kent State University (Ohio), der George Mason University und der Hampton University (beide in Virginia) in große Schwierigkeiten. Zum Glück haben in jedem dieser Fälle die StudentInnen kraftvoll Proteste und Verteidigungskampagnen für diese MitschülerInnen organisiert, die für Vergeltungsmaßnahmen ausgesondert worden waren.

Da 2006 im Fluss ist, müssen wir eine weitere Kerbe einschlagen! Die Reserve an neuen RekrutInnen des Militärs im ,,Programm für nachträgliche Rekrutierung" (DEP) ist erheblich geschrumpft, und es gibt Vorhersagen, dass es noch schwieriger werden wird, junge Leute anzuwerben. Was wir tun müssen ist uns weiter abzumühen und nicht entmutigt zu werden oder besorgt, wie wirksam diese Arbeit ist. Information über Widerstand gegen Militärwerbung ermutigt die Menschen täglich, also müssen wir geduldig sein und in kleinen Schritten arbeiten. Es ist wichtig, dass wir alle Werkzeuge nutzen, die uns zur Verfügung stehen und alle möglichen Strategien anwenden. Da die WerberInnen weiterhin Versprechungen machen und den jungen RekrutInnen Garantien geben in bezug auf Geld für das College, Berufsausbildung und Reisen um die Welt, muss weiterhin eine Präsenz an den Schulen da sein, um sicher zu stellen, dass die SchülerInnen verstehen, dass das einzig Wirkliche, was das Militär ihnen heute garantieren kann, der Krieg ist. Die Wahl ist vorgestellt worden: StudentIn oder SoldatIn. Es ist zu hoffen, dass mehr Jugendliche sich entscheiden StudentInnen zu sein und nicht SoldatInnen.

Anmerkung: ROTC (ReserveoffizierInnen-Trainingscorps) und JROTC sind sehr verschiedene Dinge. Das ROTC finanziert das College für StudentInnen, die während des Collegestudiums eine relativ kleine Menge an Militärausbildung absolvieren und sich für vier Jahre aktiven Dienstes als OffizierIn verpflichten. JROTC (Junior-ROTC) ist ein High school-Programm, das reguläre Übungen mit Uniformen und Waffen auf dem Schulgelände einschließt. Es verlangt keine Verpflichtung, SoldatIn zu werden und gibt vor, eine Charakterschulung für Jugendliche zu sein, aber das Militär erkennt privat an, dass es ein Schlüsselaspekt von Militärwerbung ist. JROTC zielt im Gegensatz zu ROTC auf die Arbeit mit Jugendlichen hin, die selten OffizierInnen werden. Beide bezeichnen jedoch den Hauptweg, auf dem der Militarismus in den jeweiligen Ausbildungsinstitutionen verankert wird.

Übersetzung aus dem Englischen: Gerd Büntzly

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