Die Macht der Unterstützung von Gefangenen

"Plowshares hat eine mächtige Tradition: wir schreien so laut wir können was Gewaltfreiheit angeht. Das durchbricht das Unsichtbarsein, das diese Waffen davor bewahrt, von der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Es dient als eine Art kosmisches Theater am Rande eines nuklearen Disasters. Indem wir unsere nuklearen Schwerter zu Pflugscharen machen, führen wir die Bilder von Isaiah 2:4 auf und sprechen uns in einem Atemzug für das gesamte Manifest des Lebens ohne Vernichtung aus. Es wird teilweise so laut vernommen, weil wir soweit gehen, wie wir es uns nicht trauen würden. Durch die Sachbeschädigung (der Massenvernichtung) fordert es eine Kultur heraus, die Eigentum höher schätzt als Leben. Und indem wir bereit sind, unsere Freiheit zu opfern und möglicherweise unser Leben, hat unsere Glaubensstärke eine Stimme."


An "The Efficacious Hammer" bei Sachio Ko-Yin

Melissa Jameson

Im August 1998 betraten Sachio Ko-Yin und Dan Sicken ein Atomraketensilo in Weld County, Colorado, USA, und verwandelten symbolisch Tot in Leben.

Wie soll ich über den Unterstützung für einen Plowshare-Gefangenen sprechen? Da sind zuerst die Aufregung während der Aktion und die Euphorie danach ("Sie haben uns nicht erschossen! Ich habe mit demFBI über Thoreau gesprochen!"), die Hektik der Ansprachen an die wartende Presse vor der Verhandlung; Verhandlungsvorbereitung, dann die Nacht vor der Verhandlung, diese altehrwürdige Tradition, ein Festival der Hoffnung, im Kreise der Freunde von nah und fern - essen, was gerade da ist, ein Wiedersehen, ein Wegschicken, ein geistlicher Beistand. Schließlich - nach der Verurteilung - die Strafe in einem Bundesgefangenenlager (für Sachio, 30 Monate, für Dan, 41 Monate).

Wir gründeten ein örtliches Unterstützungskomittee, bei dem die Leute wechselten, aber das sehr hilfreich war, wenn wir uns mit ihm trafen, um Informationen auszutauschen, Solidarität aufzubauen oder Gelder aufzutreiben. In Colorade gab es auch ausgezeichnete Unterstützung: die Bijour-Gesellschaft, die Sachio und Dan in der Zeit zwischen Aktion und Verhandlung betreuten, in der sie aufgrund ihrer schriftlichen Verpflichtung, zum Gerichtstermin zu erscheinen, freigelassen wurden.

Ein weiteres Medium für uns war ein von uns veröffentliches Nachrichtenblatt. Auf diese Weise konnte die Kommunikation mit Sachio aufrechterhalten werden, selbst wenn er nicht in der Lage war, direkt den Leuten zu schreiben, weil er für das Gefängnis oder mit anderen Gefangenen arbeitete. Nach einer anfänglichen Flut von Presseberichten, war es schwer, die Zeitungen dafür zu interessieren, weiter über die Aktion zu berichten. Deshalb war es gut, daß wir dieses Medium hatten. Es wurde auch in mehreren alternativen Veröffentlichungen über uns berichtet, für die Sachio auch geschrieben hat.

Die Welt ist ein Kreis: die Unterstützung der Aktion außerhalb des Gefängnisses half Sachio auch innerhalb des Gefängnisses. Und durch die Arbeit von Sachio mit anderen Gefangenen erhielt Plowshares Unterstützung. Er setzte Gewaltlosigkeit in die Praxis um und baute damit eine Gemeinschaft auf. Er verteilte Informationen über die Rechte der Gefangenen und die Bemühungen, die Strafgesetze zu reformieren; er lehrte Meditation; er initiierte eine Diskussionsgruppe "Gewaltfreier Aktivist"; er leitete sogar eine Lyrikgruppe mit dem Namen François Villon Society genannt nach dem Dieb-Poet des 15. Jahrhunderts!

Engagement ist wesentlich; meiner Meinung nach wäre es fast unmöglich, so etwas zu leisten, wenn man nicht mit vollem Herzen dabei ist. Oder man müßte ein schnellwirkendes Verständnis für die Bedeutung entwickeln, um den unglaublich hohen Aufwand an Zeit und Energie zu rationalisieren. Sachio und ich sind in unserem Engagement für Friedens- und Gerechtigkeitsfragen während vieler Jahre zusammengewachsen: wir haen eine CD gemacht, wir hatten eine Ortsgruppe der War Resisters League, wir veranstalteten Diskussionsgruppen für Anarchisten - wißt Ihr, wir haben es einfach gelebt. Mit dieser Aktion konnte ich meine pazifistischen Ideale sehr ausleben.

Die Zeit, die ich nicht Sachio und der Aktion widmete, war auch wichtig, um ein Gleichgewicht zu behalten. Ich habe Freundschaft von einer neuen Seite kennengelernt - alte und neue Freunde hörten mir immer zu, wenn ich sprechen mußte - und ich hatte eine Menge zu sagen. Und die Frauen, die ich bei meinen Besuchen bei Sachio im Gefängnis traf, deren eigene geliebte Menschen einsaßen, beeindruckten mich mit Ihrer Stärke und ihrer Würde.

Von den Plowshare-Aktionen selbst sagt man manchmal, daß sie nur die Spitze eines Eisbergs des Aktivismus und der Aktionen seien - Unterstützungsarbeit is unentbehrlich für das Öffentlichwerden, die Unterstützung der Gefangenen, für die weitergehende Transformation der Gesellschaft. Ich glaube stärker denn je an die Kraft unserer Arbeit.


Sachio verbringt den Rest seiner Strafe zuhause in Pennsylvania. Seine Adresse ist: 39 South 4th Street, Lewisburg, PA 17837, USA.
Informationen über das Nachrichtenblatt per email: mmariejames@hotmail.com oder per Post: Melissa Jameson, c/o WRL, 339 Lafayette, NYC, NY 10012 USA
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