Gewalt in ethnischen Gemeinschaften und innerhalb des Staates ansprechen

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Gesprächsleitung: Dorie Wilsnack und Eric Bachman

Gewalt in ethnischen Gemeinschaften und innerhalb des Staates, aber auch innerethnische Konflikte haben oft tief verwurzelte Gründe wie gegenseitige Ängste, Unsicherheiten und Hass auf ethnische, religiöse oder kulturelle Gruppen.

Darüberhinaus werden diese Gründe oft von politischen Führern oder den Medien übertrieben. Verschiedene Formen gewaltfreier Strategien und Methoden existieren, um sich ihnen zu stellen, von denen zwei in dieser Themengruppe diskutiert wurden: Brücken bauen und gewaltfreie Intervention.

Brücken zu bauen kann verschiedene Ziele haben, die in verschiedener Art und Weise kombiniert werden können, je nach der Situation. Ein Ziel kann einfachhin sein, persönliche Kontakte herzustellen, z. B. durch intensives kurzzeitiges Zusammenleben (2-3 Wochen) für Kinder, Jungendliche oder Erwachsene oder die Einrichtung sicherer Plätze, wo Menschen mit diplomatischen oder Regierungsämtern privat besucht werden können (außerhalb des öffentlichen Blicks).

Ein anderes Ziel kann sein, auf die andere Seite/ die anderen Seiten zu hören. Jedoch könnte ein Gefühl der Überlegenheit auf der einen oder anderen Seite den Dialog blockieren. Nichtsdestotrotz sind verschiedene Methoden mit Erfolg gebraucht worden, um dieses Ziel zu erreichen, z. B. Projekte des mitfühlenden Zuhörens zwischen Juden und Deutschen, Treffen von Opfern und Tätern des Nordirland-Konflikts in Gelencree, Irland, gewaltfreie Kommunikation (Marshall Rosenberg), Projekte des Zuhörens wie das Rural Southern Listening Project oder die Schaffung von sicheren Häusern für Treffen und Begegnungen. Kommunikation mit oder Verständnis für einander werden sich verbessern, wenn beide Seiten das Leiden der anderen Seite akzeptieren und anerkennen. Daher ist es wichtig, sein Leid zu zeigen und nicht nur den Ärger, den man hat. Öffentliche Aktionen können ein Beispiel setzen, dem andere folgen.

Ein anderes Ziel ist es, einen gemeinsamen Boden zu finden. Zusammenarbeit bei einer Aktivität oder einem Punkt, der nicht direkt auf den Konflikt bezogen ist, sondern der Menschen beider im Konflikt stehender Gruppen einbezieht (z. B. internationale Arbeitsprojekte, Kunstprojekte, Aktivität, die auf Bedürfnisse von Kindern bezogen ist, etc.) ist ein üblicher Weg, um diesem Ziel näher zu kommen. Aber es könnte auch ein aktives Suchen nach gemeinsamen Punkten bei Treffen oder dem Dialog einbeziehen.

Ein herausforderndes Ziel ist, Respekt und Empathie zwischen den gegensätzlichen Gruppen zu entwickeln. Verschiedene Projekte und Methoden können dazu helfen, mehr Empathie zu entwickeln, z. B. inter alia-Austausch, dh. zeitweiliges Leben mit Menschen in der anderen Gemeinschaft, Dialogprojekte, die helfen, Wunden aus der Vergangenheit zu heilen, Austausch über das Leben, die Bedürfnisse und Leiden der anderen oder eine länger dauernde internationale Präsenz in einer Konfliktregion.

Und schließlich kann ein Ziel des Brückenbauens sein, die historischen Mythen und Stereotype zu dekonstruieren, die einen Konflikt nähren, wie in dem Projekt ,,Entangled Lives" (,,Verbundenes Leben")

Jedoch ist es nötig hervorzuheben, dass eine gute Leitung und Transparenz der Aktionen während aller oben erwähnten Projekte und Methoden äußerst wichtig ist, da sie sonst möglicherweise nicht so wie beabsichtigt arbeiten, sondern das gegenteilige Ergebnis herauskommt. Einfühlsame und wache Nutzung der Art, wie Sprache und Akzent Verbündeter sein und einen Mehrwert für eine Seite bedeuten kann, kann die Abwehr verringern und es für die Menschen auf verschiedenen Seiten leichter machen, Projektleiter zu akzeptieren und aufzunehmen. Es ist auch wichtig, die Gruppen in Rechnung zu ziehen, die ein Interesse an der Aufrechterhaltung eines Krieges oder einer gespannten Lage haben, sowie die Rolle der Diaspora, die oft einen beträchtlichen Einfluss in einem Konflikt hat (entweder bei der Unterstützung oder bei der Deeskalierung des Konflikts).

Jedoch schafft das Brückenbauen noch nicht die notwendigen strukturellen Wandlungen. Es ist notwendig, die ökonomischen und politischen Strukturen anzugehen, die Teil des Problems sind, auch wenn einige Schritte neue Probleme schaffen könnten, z. B. wirtschaftliche Reparationen. Ein Fehlen gesetzlicher Möglichkeiten zur Wiedergutmachung oder zum Wandel z. B. (eingeschlossen die Möglichkeit, größere Autonomie zu haben) vergrößert die Wahrscheinlichkeit von Gewalt. Jedoch hilft Brückenbauen, den Boden für strukturelle Veränderungen vorzubereiten.

Der zweite Weg, Gewalt in ethnischen Gemeinschaften und innerhalb des Staates anzugehen, der erforscht wurde, war Gewaltfreie Intervention - das ist ein komplexes Unternehmen, und verschiedene Faktoren müssen geklärt werden, bevor man es beginnt.

Zu allererst ist möglichst frühe Vorbereitung für eine erfolgreiche Intervention wesentlich, besonders gutes Training und Information für Menschen, die neu hinzukommen. Das schließt auch eine Bewertung der Wirksamkeit der Intervention ein. Die Gruppe, die interveniert, sollte eingeladen werden. Es muss auch klar sein, dass die intervenierende Gruppe Respekt oder einen Status in der Gemeinschaft genießt, örtlich und international, und dass sie gute Kommunikation mit den Aktivisten innerhalb des Konfliktes hat. Bestimmte Machtbeziehungen können einen negativen Einfluss auf die Unterstützung haben. Die Intervenierenden müssen sich über ihre Motivationen im klaren sein (persönliche, politische, etc.). Wer seine eigenen Pläne von außerhalb anderen aufdrückt, wird beinahe mit Sicherheit negative Folgen erleben. Andere vorherige Fragen für ins Einzelne gehende Überlegungen sind die Sicherheit für alle, die Öffentlichkeit, Aktivisten, Intervenierende, im Anschluss an die Interventionen und die mögliche Wirksamkeit der Interventionen für das Anhalten der Gewaltzyklen auf lange und kurze Sicht.

Wenn man den Informationsfluss in die Außenwelt vergrößert, beeinflusst das oft die Behörden, weniger Gewalt anzuwenden, z. B. durch Amnesty International. Diejenigen, die der Konflikt betrifft, sind oft nicht vorbereitet und brauchen Training in Selbstbewusstsein und Kenntnis ihrer gesetzlich verbrieften Rechte.

Außenstehende könnten auch fähig sein, ein Rollenmodel für die Teilnehmer in einem Konflikt darzustellen und könnten das Selbstwertgefühl derjenigen in Konfliktsituationen stärken. Es ist auch wichtig, demokratische und friedliche Stimmen in der Diaspora zu unterstützen.

Jedoch müssen verschiedene Schwierigkeiten und Gefahren im Auge behalten werden: Intervention oder von außen kommene Unterstützung ist nur nützlich, wenn sie über eine längere Zeitspanne stattfindet; fachliche Hilfe von außerhalb kann zu überwältigend sein für die Menschen; und die finanzielle Kraft der von außen Kommenden kann zu großen Einfluss haben. Aus diesen Überlegungen heraus ist es möglich, einen Fragenkatalog zu erarbeiten, den man braucht, um sich selbst zu fragen, und einen Katalog von Informationen, die man kennen muss, bevor man an einer gewaltfreien Intervention teilnimmt:

  • Sei dir bewusst, dass die Aufmerksamkeit oder das Bewusstsein über den Konflikt oder die Streitfrage oft durch eine Gefühlsreaktion hervorgerufen wird.
  • Wie viel Zeit habe ich für die Teilnahme zur Verfügung?
  • Informiere dich gut über die Lage.
  • Wer arbeitet noch an dieser Sache?
  • Wie kann ich andere finden, die an dieser Sache arbeiten?
  • Welche Taktiken sind schon versucht worden?
  • Was kann ich aufteilen?
  • Gibt es eine besondere Rolle, die ich mit meinen Fähigkeiten übernehmen kann?
  • Werde ich eine Veränderung bewirken?
  • Welche Geldquellen sind verfügbar?
  • Wie kann ich mit anderen zusammen arbeiten?
  • Gib eine Machtanalyse des Problems.
  • Versuche herauszufinden, welches die Quellen des Problems sind.
  • Meine Motivation klar haben.
  • Bewirkt meine Motivation eine Veränderung der Wirksamkeit der Aktion?
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