Editorial

Andreas Speck

Als die War Resisters' International im Sommer 2001 die Entscheidung traf, die Situation in Israel und Palästina am Tag der Gefangenen für den Frieden hervorzuheben, da gab es keinen 11. September, keinen "Krieg gegen den Terrorismus". Es gab "nur" einen komplett festgefahrenen Friedensprozess, und anwachsende Gewalt: auf der Seite der israelischen Besatzungskräfte, und auf Seiten der palästinensischen Antwort auf diese Besatzung. Und es gab eine langsam wachsende Bewegung der Kriegsdienstverweigerung in Israel. Mehr als ausreichend Gründe für einen Gefangene für den Frieden-Schwerpunkt.

Nach dem 11. September wurde all dies um so wichtiger. Wie Andrew Rigby aufzeigt, liegt der Israelisch-Palästinensische Konflikt im Herzen des derzeitigen "Krieges gegen den Terrorismus". Aus diesem Grund unternahm die US-Administration einige kleinere Versuche, den Friedensprozess wieder in Gang zu bringen, um eine breite Koalition für ihren Krieg formen zu können. Und aus eben diesem Grund stellten wir unsere Entscheidung für einen Schwerpunkt zu dieser Region nach dem 11. September nie in Frage.

Während Sergeiy Sandler von der israelischen Organisation New Profile den Kampf der israelischen Kriegsdienstverweigerer und ihre politische Relevanz in einer hochmilitarisierten Gesellschaft betrachtet, kritisiert Marwan Darweish die Palästinensische Autonomiebehörde dafür, einen basisdemokratische Intifadah in einen Krieg niedriger Intensität verwandelt zu haben. Diese Gewalt mag auf beiden Seiten denen, die sich an der Macht befinden, entgegenkommen, doch sie entmutigt zweifellos all jene, die auf beiden Seiten für Gewaltfreiheit und für eine auf Dialog basierende Lösung kämpfen.

Auch wenn unser Schwerpunkt in diesem Jahr Israel und Palästina ist, so vergessen wir doch die vielen Gefangenen für den Frieden in aller Welt nicht. Unsere Ehrenliste ist sicherlich weit davon entfernt, vollständig zu sein, doch alle, die sich auf der Liste befinden und viele andere verdienen unsere Solidarität und Unterstützung.
Andreas Speck arbeitet im internationalen Büro der War Resisters' International

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