Inside Out

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Keith Goddared

Gays and Lesbians of Zimbabwe (Schwule und Lesben Zimbabwes - GALZ) wurde 1990 gegründet, um der schwulen und lesbischen Community Zimbabwes Unterstützung zu bieten. Frustriert durch die Versuche der Regierung Zimbabwes, die Organisation zum Schweigen zu bringen, und sie daran zu hindern, potentielle Mitglieder zu erreichen, war GALZ gezwungen, sich in eine Menschenrechts-Lobbygruppe zu wandeln und ein hochpolitisches Profil zu entwickeln. Auch wenn dies unter der Beobachtung internationaler Menschenrechts- und anderer Organisationen geschah, so war das doch einige Zeit bevor GALZ von lokalen Menschenrechtsgruppen akzeptiert wurde. Selbst heute sehen viele Organisationen die Arbeit von GALZ mit Argwohn.

Kurz nach der Gründung 1990 trat GALZ der International Lesbian and Gay Association (Internationale lesbische und schwule Assoziation - ILGA) bei. 1992 nahm GALZ an einer ILGA-Konferenz in Paris teil und nahm Kontakt mit der International Gay and Lesbian Human Rights Commission (Internationale schwule und lesbische Menschenrechtskommission - IGLHRC) auf. Trotzdem empfand es GALZ als schwierig, die internationale Gemeinschaft davon zu überzeugen, dass Schwule, Lesben, Bisexuelle und TransidentInnen sich in Zimbabwe Problemen gegenüber sehen: es gab keine Beweise, dass die schwul-lesbische Community Ziel von Verfolgung war, und die Regierung hatte in dieser Sache keine Politik.

Das Klima veränderte sich 1995. Die staatlich kontrollierte Zeitung Sunday Mail brachte im Januar einen Leitartikel, der sich über eine Initiative des amerikanischen Schwulenaktivisten William Coursen lustig machte, die Regierung Zimbabwes wegen Mißhandlungen der schwul-lesbischen Community vor den Afrikanischen Gerichtshof zu bringen. Auch wenn der Artikel nützliche Munition für GALZ enthielt (er behauptete, Homosexualität wäre eine fremde Perversion, die den ZimbabwerInnen von aussen aufgedrückt wird), so führte der Artikel doch zu einem Rückschlag. GALZ bat Coursen seine Initiative zurückzuziehen, doch zu spät: der Afrikanische Gerichtshof verabschiedete eine vernichtende Erklärung, die es schwer machte, den Fall zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufzugreifen.

Die Buchmessen-Sage

Während des Jahres 1995 änderte sich das Klima dramatisch. GALZ beantragte an der Zimbabwe International Book Fair (ZIBF) teilzunehmen, die in dem Jahr unter dem Thema Menschenrechte und Gerechtigkeit stand. Der Antrag wurde abgelehnt, doch die Bemühungen von GALZ erhielten machtvolle Unterstützung von südafrikanischen Verlagen und anderen. Auch wenn GALZ nicht teilnahm, so erfuhr die Organisation doch zum ersten Mal, dass ihre Anliegen legitim sind, und dass Druck von aussen ein machtvolles Mittel für den Zweck des Lobbying ist. Die Kampagne brachte beinahe die Buchmesse zu Fall.

Die Buchmessen-Saga von 1995 und die ersten hasserfüllten Reden gegen die schwul-lesbische Community Präsident Mugabes, der die Buchmesse eröffnete und später seine berüchtigte "Hunde und Schweine"-Rede bei einer politischen Kundgebung hielt, startete den Kampf der Schwulen, Lesben, Bisexuellen und TransidentInnen in Zimbabwe und sendete ein deutliches Signal an die internationale Gemeinschaft, dass Schwule und Lesben in Zimbabwe Ziel von Angriffen sein würden. Mit jetzt besserer Vorbereitung machte GALZ 1996 einen wiederholten Versuch, an der Buchmesse teilzunehmen, was erneut zu einer starken negativen Reaktion von Seiten der Regierung und anderer führte. Dieses Mal zog GALZ gegen die Regierung vor Gericht und gewann das Recht teilzunehmen.

Mugabes anti-schwule Rhetorik, abgesegnet vom Parlament, trieb eine hysterische Homophobie im Land an und gefährdete die schwul-lesbische Community, doch es gab viele positive Konsequenzen. GALZ erhielt substantielle Finanzierung durch ausländische Stiftungen, die Organisation wurde zu einem Begriff, und das Leiden der Homosexuellen kam amnesty international in London zu Gehör, die anfingen, Menschenrechtsverletzungen an der schwul-lesbischen Community in Zimbabwe zu beobachten.

1996 führten die Schwierigkeiten, die ein lesbisches Mitglied, Tsitsi Tiripano, als Folge ihrer Teilnahme am Stand der GALZ auf der ZIBF hatte, zu einem einjährigen internationalen Alarm durch amnesty international und zu einer dreimonatigen Rundreise im Frühjahr 2000, auf der sie MenschenrechtsaktivistInnen traf und die Situation, der sich Lesben und Schwule in Zimbabwe ausgesetzt sehen, beschrieb.

Auf beiden Buchmessen bot die National Coalition of Gay and Lesbian Equality (NCGLE) für GALZ eine starke Stütze und Ermutigung. Schwule und Lesben in London reagierten mit der Bildung der May 8 Group, die heute rechtlichen Rat und allgemeine Unterstützung für lesbische und schwule Aktivitäten im südlichen Afrika bietet.

Verhaftet diesen Mann!

Präsident Mugabe ist ein bekannter Weltreisender. Schwulen- und Lesbengruppen in Südafrika, Großbritannien, den USA und anderswo haben den Druck auf ihn durch sichtbare öffentliche Proteste aufrecht erhalten, ein Aktionsstil, der in Zimbabwe aufgrund der Gefahr, erschossen zu werden, nicht möglich ist.

Diese öffentlichen Proteste fanden überwiegend statt, ohne dass in der lokalen Presse darüber berichtet wurde. Doch im November 1999 ging die Londoner Gruppe Outrage! sehr viel weiter und versuchte, Mugabe auf einem seiner privaten Einkaufstrips nach London zu verhaften. Das Ereignis führte zu einem diplomatischen Zwischenfall zwischen Großbritannien und Zimbabwe, einer hitzigen Diskussion in den Medien, und wurde zur Plattform, von der Mugabe seine Kampagne gegen die britische Regierung startete, den Landreformprozess in Zimbabwe finanziell zu unterstützen. Auch wenn dieser Zwischenfall zu vereinzelten Racheattacken auf Mitglieder der schwul-lesbischen Community hier führte, und zu einem Streit in der britischen Schwulenpresse, so war Mugabes Behauptung, die britische Regierung würde von "schwulen Gangstern" im Verein mit Geheimagenten geführt, die Zimbabwe destabilisieren wollten, so weit hergeholt, dass selbst seine Hardliner-UnterstützerInnen skeptisch waren. Auch wenn GALZ von dem Ereignis keine Kenntnis hatte, so erhielten wir doch viele beglückwünschende Anrufe und Briefe und badeten in Ruhm. Und wieder, wenn eine solche Aktion in Zimbabwe versucht worden wäre, wären die Beteiligten auf der Stelle erschossen worden.

Internationale Öffentlichkeit bringt sowohl positive Aspekte als auch Probleme mit sich. Die Versuche von GALZ, an der 8. Versammlung des Weltkirchenrates teilzunehmen, waren nicht erfolgreich: GALZ wurde aus formalen Gründen ausgeschlossen. Doch die lokale und internationale Öffentlichkeit, die im Vorfeld der 8. Versammlung geschaffen wurde, erwies sich als sehr nützlich, um den Zimbabwischen Kirchenrat als eine Organisation von HeuchlerInnen anzuprangern. Das Thema Homosexualität und Kirche wurde monatelang breit diskutiert. GALZ gewann FreundInnen in der internationalen kirchlichen Gemeinschaft und das hat zur Gründung der GALZ Fellowship Group geführt.

Völkerrecht

Das Völkerrecht bot für einen großen Teil der Arbeit von GALZ das Rückgrat. Zimbabwe ist Unterzeichnerstaat der meisten wichtigen internationalen Vereinbarungen, einschliesslich des Internationalen Paktes über bürgerliche und politische Rechte sowie der Konvention über die Eliminierung der Diskriminierung von Frauen (CEDAW). Auch wenn ihre Inhalte nicht in lokales Recht übertragen wurden, so geben diese internationalen Vereinbarungen GALZ doch die moralische Autorität, eine Politik für Schwule, Lesben, Bisexuelle und TransidentInnen zu formulieren, die sich im Einklang mit modernem internationalen Denken befindet.

Im November 1999 machte GALZ eine formale Eingabe an die Verfassungskomission, die für die Berücksichtigung sexueller Orientierung in der nächsten Zimbabweanischen Verfassung argumentiert. Viele der verwendeten Argumente basierten auf internationalen Rechtsfällen, und fiel wurde übernommen von den Argumenten, die südafrikanische AktivistInnen und AnwältInnen genutzt hatten, um den Einschluss der sexuellen Orientierung in ihrer eigenen Verfassung zu erreichen.

Glücklicherweise gibt es immer noch eine nennenswerte Trennung zwischen der Justiz und dem Staat. Das Oberste Gericht ist vollkommen unabhängig: die fünf RichterInnen, die auf dessen Bank sitzen, sind dafür bekannt, Rechte zu wahren, was garantiert, dass sie internationale Prinzipien der Unparteilichkeit bewahren.

Die Verbindungen von GALZ mit der internationalen Gemeinschaft werden von ihren GegnerInnen als Beweis für eine schwul-lesbische Verschwörung zur Zerstörung der Zimbabweanischen Kultur angesehen. Ähnliche Argumente werden gegen Feministinnen und andere progressive DenkerInnen genutzt. GALZ achtet sorgfältig darauf, dass alle Initiativen selbst entwickelt werden, und bittet die internationale Gemeinschaft lediglich um Unterstützung. Nach dem Versuch der Verhaftung Mugabes durch Outrage!, bittet GALZ nun lediglich darum, über geplante Aktionen gegen Mugabe informiert zu werden, damit wir die schwul-lesbische Community warnen können, besondere Vorsicht walten zu lassen.

Verbindungen knüpfen

Internationale Strategien und Unterstützung ist lebenswichtig in GALZ' Kampf gegen AIDS. Kürzlich knüpfte GALZ Verbindungen mit einer Anzahl von AIDS-AktivistInnen, darunter ACT-UP Paris, mit der Perspektive einer gegenseitigen Kampagnenstrategie für den Import preiswerterer Medikamente für die Behandlung von AIDS. Die internationale Gemeinschaft in dieses Projekt einzubeziehen ist lebenswichtig für den Erfolg.

Die Kommunikation mit der internationalen Gemeinschaft, erheblich befördert seit dem Aufkommen von Fax und dem internet, war lebenswichtig für den Kampf für die Gleichstellung von Schwulen und Lesben in Zimbabwe. Ein kritischer Punkt ist in den letzten Jahren dabei entstanden: mehr und mehr organisieren sich Menschen um eine schwul-lesbische Identität, doch ist das eine, die ausgeliehen wurde von der Bewegung, die nach Stonewall am Ende der Bürgerrechtsbewegung der späten 60er Jahre entstanden ist. Es ist unabdingbar, dass wir unsere eigenen Strategien entwickeln, um gegen Homophobie in Zimbabwe zu kämpfen, und nicht blind unseren VorgängerInnen folgen, die zu einer anderen Zeit auftauchten, in einem anderen kulturellen Kontext in einem anderen Teil der Welt.

Keith Goddared ist Programm-Manager für Gays and Lesbians of Zimbabwe.

GALZ, P Bag A6131, Avondale, Harare, Zimbabwe, Tel./Fax: +263-4-741736

email: galz@samara.co.zw; http://www.icon.co.za/~stobbs/galz.htm

Narmada

Indische Frauen demonstrieren gegen den Narmada-Staudamm, 1999
Foto: Venu Govindu

Aus ihrer Erfahrung mit der Arbeit bei Swadhina, einer indischen Organisation für das Empowerment von Frauen, argumentiert Saswati Roy, dass nur durch das Aufbauen auf lokalen Fertigkeiten und lokalen Kapazitäten nennenswerte Schritte in Richtung Empowerment gegangen werden können.

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